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„Wir kämpfen weiter“

Die blaue Hängebrücke, die den Tanzwerder über die Fulda mit Altmünden verbindet, ist seit dem 1. Oktober geschlossen. Grund hierfür sind erhebliche Mängel und ein mittlerweile kritischer Zustand, die eine weitere Nutzung unmöglich machen. Anwohner protestieren gegen diese Schließung. Sie werfen der Stadtverwaltung verspätetes Handeln vor. „Außerdem“, sagt Katrin Fischer aus Altmünden im Gespräch mit HMÜ aktuell, „bietet die Stadt keine Übergangslösung an.“ Zusammen mit weiteren Engagierten hat Fischer schon über 1000 Unterschriften gegen die Brückenschließung und für eine Lösung gesammelt. Erstaunlich: Etwa 80 Prozent der geleisteten Unterschriften stammen von Touristen.
„Die blaue Hängebrücke ist wichtig.“ Katrin Fischer nennt nicht nur die kürzester Verbindung in die Innenstadt als Grund, sondern erinnert außerdem daran, dass Besucher der Jugendherberge und der Tillyschanze die Brücke überquerten. Und Schulkinder wie ihr achtjähriger Sohn nutzten die Brücke täglich. „Außerdem“, erklärt sie, „ist die Brücke ein fester Bestandteil eines offiziellen Fernwanderweges und auch für Radfahrer ausgewiesen.“

Auf einer Bürgerinformationsveranstaltung Ende September hat sich die Stadtverwaltung den Fragen und Bedenken der rund 90 Interessierten gestellt. Gutachten bestätigen den maroden Zustand der Brücke, die etliche schadhafte Stellen aufweist. Für die Brücke aus dem Jahr 1898 ist eine Nutzungsdauer von etwa 100 Jahren vorgesehen. Diese ist bei weitem überschritten. Die Pylone haben mittlerweile ausgedient, die vorhandenen Erdanker sind zu klein. Zur Wahl stehen sowohl eine Sanierung als auch ein Ersatzneubau. Laut Aussagen der Stadt beziffert Prüfingenieur Martin Sprenger die Kosten für einen Neubau auf etwa eine Million Euro und die Sanierung der Brücke auf rund zwei Millionen Euro.
Katrin Fischer schüttelt bei all den Argumenten der Stadt verständnislos mit dem Kopf. Sie fragt sich, weshalb nicht schon längst etwas unternommen wurde, als der Zustand der Brücke bekannt war. Auch fehlen ihr Alternativvorschläge, die einen Ersatz der blauen Brücke vorsehen. Sie und die Anwohner äußern Bedenken und vermuten, dass das Projekt Brücke jetzt nach der Schließung in Vergessenheit geraten könnte. Kritik kommt auch von Helmut Hampe, Schlossermeister, Ingenieur, Schweißfachingenieur. Hampe, der sechs Jahre lang für Deutschland in Sri Lanka Eisenbahnbrücken instandgesetzt hat und jetzt in Ulm wohnt, erklärt in seinem schriftlichen Bericht (liegt der Redaktion vor), dass es die Stadt 38 Jahre lang versäumt hat, regelmäßig Wartungsarbeiten an der Brücke durchzuführen. Roststellen, wie jetzt aufgezeigt, hätten vermieden werden können. Im Jahr 2012 wurde die Brücke bei der turnusmäßigen Prüfung mit der Note 2,3 bis 3 bewertet, was für eine Stabilität spricht. Nur fünf Jahre später fällt die Brücke bei einer Sichtprüfung durch. Hampe spricht sich ganz klar für eine Instandsetzung aus. Die Pylone bestehen laut des Fachmanns aus Puddeleisen. Bei Puddeleisen handelt es sich um ein schweißbares Eisen mit niedrigem Kohlenstoffgehalt. „Der Eiffelturm besteht aus Puddeleisen“, so Hampe in seinem Bericht. „Hier spricht niemand von Abriss.“
Fischer will weiterhin Unterschriften sammeln. Sie hofft auf eine enge Vernetzung aller Beteiligten. Und sie will weitere Fachleute zu Rate ziehen. Sie sagt: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“ Informationen zum weiteren Vorgehen wird die Stadt auf der städtischen Internetseite unter dem Stichwort „Blaue Hängebrücke“ veröffentlichen. Unabhängig vom Lösungsansatz muss eine Finanzierung geklärt werden. (sto.)