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Pflanzenschutzmittel vernichten Bienenvölker

Dass wir auch im Winter deutsche Äpfel im Supermarkt kaufen können, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Dass das beliebteste Obst der Deutschen in den letzten Jahren immer teurer wird, hat aber nicht nur mit den außergewöhnlich frostigen Temperaturen zu tun, die sich inzwischen bis in den April hinein halten. Für die rekordverdächtig schlechten Erträge sind vor allem die Insekten verantwortlich. Von denen gibt es nämlich immer weniger.

Wer kennt das nicht? Da will man im Freien ein Eis oder vielleicht auch nur ein paar wärmende Sonnenstrahlen genießen und schon sind überall diese nervigen, kleinen Krabbelviecher, die uns die Freude an der freien Natur vermiesen. Dass die Tierchen schon lange vor uns diesen Planeten besiedelt haben, vergessen wir dabei gerne. Ebenso wie die Tatsache, dass wir ohne sie schlichtweg nicht überleben könnten. Die grüne Stinkwanze beispielsweise, deren Beliebtheit sich direkt an ihrem wenig liebevollen Namen ablesen lässt, ist vom Norden Afrikas über Europa bis nach Zentralasien überall verbreitet und existierte hier vermutlich auch schon vor hundert Millionen Jahren. Seither hat die Natur es Insekten wie ihr zu verdanken, dass Bäume und Sträucher Früchte tragen und Blumen so herrlich blühen. Ihre Rolle in unserem Ökosystem ist folglich unverzichtbar. Wie kann es also sein, dass ihre Zahl immer weiter abnimmt?
Der deutsche Naturschutzbund vermeldet seit der Wiedervereinigung ein beträchtliches Insektensterben. Von einem Rückgang von 80% ist hier sogar die Rede. Besonders betroffen seien dabei Fluginsekten wie Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen. Die kleinen Tierchen, die auf der Suche nach leckerem Nektar von Baum zu Baum fliegen, bestäuben auf diese Weise ganz nebenbei die Blüten und tragen somit dazu bei, dass wir das ganze Jahr über regionales Obst genießen können. Weniger Insekten bedeuten demzufolge aber auch geringere Erträge und diese machen sich durch die erhöhten Preise direkt in unserem Portemonnaie bemerkbar.

Einen eindeutigen Grund für das enorme Sterben der nützlichen Krabbeltiere gibt es nicht. Fachleute gehen jedoch davon aus, dass die in der Landwirtschaft eingesetzten Pestizide und die immer kleiner werdenden Lebensräume ausschlaggebende Faktoren sind. Ein Stoff, der bereits seit Langem kritisch diskutiert wird, sind die sogenannten Neonikotinoide, die auf den Feldern zur Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt werden. Neben diesen ungebetenen Insekten trifft ihre Wirkung jedoch auch die Bienen, die trotz ihrer winzigen Größe als landwirtschaftlich wichtigstes Nutztier gelten. Die Bewirtschaftung der Weiden durch grasende Tiere wie Kühe oder Schafe führt außerdem dazu, dass Insekten immer weniger Blüten als Nahrungsquelle vorfinden.
Dass die industrielle Landwirtschaft nicht von heute auf morgen etwas an ihren Anbaumethoden ändern wird, ist traurig, aber wahr. Denn leider steht hier häufig nur die Erwirtschaftung eines möglichst hohen Ertrages im Fokus, sodass die Äcker mit Schädlingsbekämpfungsmitteln geradezu übergossen werden. Was ein weiteres Sterben der nützlichen Kleinsttiere bedeutet, daran denken scheinbar nur die Wenigsten. Doch auch im Privaten lassen sich schon einige Maßnahmen ergreifen, die den dringend benötigten Insekten eine neue Heimat bieten können. Der Imkerbund berichtet beispielsweise, dass schon kleine, bunte Blühflächen einen Unterschied machen, da Schmetterlinge und Insekten somit eine neue Anlaufstelle auf ihrer Suche nach Nahrung haben. Vielleicht hilft es aber auch schon, im nahenden Frühjahr das ein oder andere Käferchen gewähren zu lassen, anstatt ihn als unliebsamen Schädling zu zerquetschen. Nicht nur die Natur wird es zu schätzen wissen sondern ebenso die gesamte Menschheit.
– Noelle Bölling