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Neues „GORDON BLACK“-Hörspiel feierte Premiere

„Full House“ im Witzenhäuser Rathauskeller: Für die Bewirtung sorgte Schinkels Brauhaus.

Das besondere am Hörspiel sei, dass alles was im Kopf der Zuhörererin bzw. Zuhörers entsteht allein mit dem Instrument Stimme erzeugt wird. Das Visuelle fällt komplett weg, betonte Hörspielproduzent Sven Schreivogel im Laufe der mehrstündigen Release-Party zur Vorstellung seines neuesten „Gordon Black“-Falles. Die Stimmen könnten sogar zeitversetzt an unterschiedlichen Orten aufgenommen werden, ohne dass sich die Sprecher jemals begegnen oder gar gemeinsam das Hörspiel einüben. Die Tonaufnahmen würden dann abschließend in mehrwöchiger Arbeit zusammengeschnitten. Und manchmal sei die Überraschung groß, wenn die Öffentlichkeit eine Sprecherin oder einen Sprecher zu Gesicht bekäme. Im Gegensatz dazu sei eine Theatervorstellung ein direktes Erlebnis, authentisch und nicht wiederholbar und lebt von der Sprache [dies tut ein Hörspiel allerdings auch!]. Diese wird im Film noch von der vermehrten Präsenz der Schauspielerinnen und Schauspieler und deren Mimik begleitet. Dann wird er wie eine Montage bzw. ein Puzzle zusammengesetzt.

“Gordon Black“ ist ist also „back“ und so wurde sich schon mal pünktlich zu Halloween in der Samstagnacht eingegroovt. Produzent und Regisseur Sven Schreivogel stellte sein nach einer Romanvorlage von Horst Weymar Hübner inszeniertes Hörspektakel im stimmungsvoll dekorierten Rathauskeller Witzenhausen vor. Rund 70 Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten gebannt Blacks Kampf gegen Dracula und seine Bräute und kamen in den Genuss, Passagen des spannenden Hörspielspektakels kennenzulernen. Mit dem Hallen des Heulens eines dämonischen Wolfes durch den historischen Gewölbekeller wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer in die Welt der Vampire mitgenommen, vielmehr in die Welt von Dracula und seinen drei verführerischen Vampirbräuten, die sich von Transsylvanien auf den Weg nach New York gemacht hatten. Und so muss der New Yorker Geisterjäger und Rechtsanwalt Gordon Black in seinem neuesten Fall „Eine Braut für Dracula“ mit magischen Kräften gegen den „Fürst der Vampire“ mitsamt seinen untoten Bräuten antreten.

Kreative Köpfe auch unter den Gästen: Sänger Axel Mehner mit seinen Töchtern Jana und Sonja und Gastgeber Sven Schreivogel. (v.l.n.r.)

Schreivogel bot dem Publikum anschließend gleich zwei Gesprächsrunden und ließ es einen Blick hinter die Kulissen seiner Hörspielproduktionen werfen. Moderator Siegfried Feldpausch befragte acht Sprecherinnen und Sprecher, darunter Erzähler Wolf Frass und alle Bräute (Rosanne Gianna Stiller, Lisa Surmann, Carla Schmelter), Tonmeister Christian Wilmes und Thomas Körber sowie Autor Florian Hilleberg über die Entstehung einer solchen Produktion.
„Für die aktuelle Produktion haben wir in Berlin, Hamburg und Göttingen aufgenommen, die Rolle der Figur Mac Kinsey sogar bei den Störtebeker Festspielen auf Rügen, weil Sprecher Nicolas König nichts anders verfügbar war“, ergänzt Schreivogel. „Es gibt zwei Arten, Dialoge aufzunehmen: Im Ensemble (alle Stimmen vor dem Mikrophon, was zum Anspielen besser und vom Ergebnis her lebendiger ist) und das so genannte X-en (Einzelaufnahme). Hat man alle Sprachspuren zusammen – wie mein Mentor Konrad Halver immer sagte: Der Rohdiamant, den es jetzt zu schleifen gilt! –, folgt die Endbearbeitung.“ Erst wird von den Sprachspuren die jeweils beste Version herausgesucht, dann werden diese Spuren wie ein Puzzle zusammenmontiert, so dass die Figuren miteinander sprechen. Danach folgen Geräusch- und Musikplatzierungen. Manche Geräusche (beispielsweise Atmosphären wie Straßenverkehr im Hintergrund) werden „aus der Konserve“, d. h. aus einem eigenen Archiv mit über 5000 Geräuschen genommen. Manche Geräusche (beispielsweise alle Schritte oder der Angriff einer riesigen Vampirfledermaus) werden extra fürs Hörspiel hergestellt. Dies nennt man Foleys. Insbesondere im Horror-/Mystery-Bereich braucht man Geräusche, die es im wahren Leben gar nicht gibt. Das Pfählen eines Vampirs, zum Beispiel. Oder das Herausnehmen und Zerquetschen von Augen. Obst eignet sich ganz wunderbar für Tötungsgeräusche. Gepfählt haben Schreivogel und sein Team eine Melone, Augen wurden durch Kiwis und Orangen „dargestellt“. Eine Schweinerei sondergleichen, aber akkustisch sehr wirkungsvoll. Zum Schluss wird das ganze Hörspiel – ähnlich einer Filmproduktion – gemischt und ein Master erstellt. Von diesem Master werden die Kopien (CDs) gezogen. Schreivogel ist es sehr wichtig, die Arbeit seines Graphikers Mark Freier (mehrmaliger Gewinner des Deutschen Phantastikpreises) nicht zu vergessen. Zwar sei ein Hörspiel ein auditives Medium, aber eine CD würde nicht im Regal eines Kaufhauses wahrgenommen werden, wenn kein visueller Reiz in Form eines Eyecatcher-Covers vorhanden wäre. Insgesamt sei eine solche Produktion immer Teamwork, wo jedes einzelne Rädchen (egal, wie groß es ist) zum Laufen der Maschine beitrage.
Florian Hilleberg veröffentliche 2015 seinen ersten „John Sinclair-Heftroman „Bastei der Werwölfe“ unter dem Pseudonym Ian Rolf Hill. Unter großem Beifall las er aus seinem neuesten Roman „Brandmal“ vor. Zum weiteren Programm gehörte auch Live-Musik von der Band Körbecker, mit der Schreivogel zum Schluss noch den Titelsong der ersten „Gordon Black“-Staffel „The Breeze“ gemeinsam performte. Abgerundet wurde der illustre Abend mit der Bewirtung durch Schinkels Brauhaus. Begeistert zeigte sich auch Katharina Rode vom Co-Veranstalter Pro Witzenhausen GmbH. Die Stadt Witzenhausen hatte den Ratskeller für diesen Abend zur Verfügung gestellt, der Schreivogel in seinem Schlusswort ganz besonders dankte: „Diese stimmungsvolle Location sollten wir öfter nutzen!“