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NABU: Blühende Wiesen für Insekten anstatt Steinwüsten

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Hannover – Modern, unkrautfrei und pflegeleicht. Dies sind die Schlagworte, mit denen für einen Steingarten im Vorgarten geworben wird. Anstatt artenreicher Lebensräume entstehen so Steinwüsten. Nicht nur bei Gartenbesitzern, auch bei Stadtverwaltungen ist dieser Trend verstärkt zu beobachten.

Fein säuberlich nebeneinander angeordnet und farblich untergliedert, so dass unterschiedliche Muster erkennbar werden, bedecken Kieselsteine mittlerweile viele Vorgärten und öffentliche Räume. Die Muster werden ergänzt durch fix angeordnete, immergrüne Pflanzen oder Gräser, die dem steinernen Vorgarten das Etikett „Naturnähe“ verpassen sollen. Vor allem in Neubaugebieten verwandeln sich in kürzester Zeit die braunen, erdigen Flächen in steinerne Kieshalden. Und das in einer Zeit, in der das Thema Biodiversität ganz weit oben auf der Agenda steht, werden Wildkräutern, heimischen Pflanzen, Insekten oder Vögeln kaum noch Chancen in den Vorgärten eingeräumt.

Es ist zu beobachten, dass der Trend zu funktionalen Vorgärten und designten Steinwüsten, die mit Neophyten bepflanzt sind, zunimmt. Gerade Vorgärten und kleine, grüne Flächen haben jedoch eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und das Klima in der Stadt. Sie bilden ökologische Trittsteine für vielfältige Pflanzenarten, Insekten und Vögel die sich von Trittstein zu Trittstein fortbewegen und dort Nahrung finden können. Ebenso wirken sich die zugeschütteten Gärten auf das Stadtklima aus. Der NABU Niedersachsen betont: „Wenn die Gärten mit Steinen verfüllt werden, heizen sie sich im Sommer auf, speichern die Hitze und strahlen sie wieder ab. Das befördert Klimaveränderungen in der Stadt, da notwendige Kaltluftschneisen durch diese Versiegelungen wegfallen.“

Garten bedeutet immer Arbeit

Wer seinen Garten mit Steinen abdeckt und ein Vlies unter die Steinschicht legt, erwartet wenig Arbeit, da das Rasenmähen, das Gießen sowie das Unkraut jäten wegfallen. Soweit die Versprechungen.

Doch auch im Steingarten gibt es immer etwas zu tun. Blätter fallen auf die steinernen Flächen und müssen abgesammelt werden, denn ansonsten bildet siedeln sich in den Steinfugen Gräser und Pflanzen an. Ebenso bildet sich Moos auf den Steinen, wenn diese nicht regelmäßig gereinigt werden. Daher wirbt der NABU Niedersachsen für einen naturnahen Garten, da dieser ebenfalls wenig Arbeit macht und einen Beitrag für die ökologische Vielfalt leistet: „Heimische Pflanzen brauchen, im Gegensatz zu standortfremden Pflanzen, weniger Pflege. Wer seinen Garten standortgerecht plant, schafft ein Stück Natur und trägt zur Artenvielfalt bei.“
Helfen ist ganz einfach
Der NABU Niedersachsen zeigt, wie man mit drei ganz einfachen Schritten, ein Paradies für Insekten im Vorgarten schaffen kann

Einheimische, regionale Pflanzen verwenden
Das Anlegen einer naturnahen, artenreichen Wiese mit einheimischen Pflanzen hilft beispielsweise Hummeln, Schmetterlingen und anderen Insekten. Diese sind wiederum Nahrungsquelle für Fledermäuse.

Felssteine und Totholzstapel installieren
Felssteine und Totholz bieten Struktur im Garten. In den Ritzen der Steine brüten gerne solitäre Bienen und im Totholzstapel gibt es Mäuse, in deren Bauten gerne Hummeln einziehen.

Einen kleinen Teich anlegen
Ein Gartenteich ist Vogeltränke und Lebensraum für Frösche, Kröten, Molche und Libellen. Und für den Menschen ein wunderbarer Naturbeobachtungsplatz.

Weitere Tipps, wie man seinen Garten naturnah gestalten und somit einen ökologischen Nutzen für die Tierwelt generieren kann, zeigt der NABU Niedersachsen in seiner Broschüre „Gartenlust“. Denn vielfach werden in Gärten fremdländische Ziergehölze oder Nadelbäume gepflanzt, die für die heimische Tierwelt nur von geringem ökologischem Nutzen sind. Wesentlich reicher ist das Tierleben in einer Hecke aus heimischen Wildsträuchern. So werden beispielsweise die Früchte des Weißdorns von 32 Vogelarten gefressen. Der heimische Wachholder ernährt sogar 43 Vogelarten, der häufig in Gärten gepflanzte Chinesische Wacholder dagegen nur eine einzige Art.

Ähnliches gilt für Insekten, deren Larven oftmals auf wenige oder gar nur eine einzige Nahrungspflanze spezialisiert sind. Während heimische Wildsträucher ein schier unerschöpfliches Nahrungsangebot für zahlreiche Insekten in allen Entwicklungsstadien bieten, wird man an exotischen Gehölzen in unseren Gärten kaum jemals Fraßspuren von Raupen finden. Viele gute Gründe also, im Herbst ein paar einzelne Sträucher zu setzen oder eine ganze Hecke aus mehreren Arten anzulegen. Übrigens sind heimische Sträucher anspruchsloser und widerstandsfähiger, auch gegen witterungsbedingte Einflüsse und Schädlinge.

Der NABU Niedersachsen spricht sich daher für eine naturnahe Gestaltung der Vorgärten aus. Die NABU-Broschüre ‚Gartenlust – für mehr Natur im Garten‘ ist gegen Einsendung von zehn Briefmarken zu 70 Cent erhältlich beim: NABU Niedersachsen, Stichwort ‚Gartenlust‘, Alleestr. 36, 30167 Hannover.
www.NABU-niedersachsen.de