Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Landkreis entwickelt „WIR“-Gefühl

Kein wirklich neues „WIR“-Gefühl entwickelt der Landkreis Kassel bei der Umsetzung des gleichnamigen Landesprogramms zur Integration für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. “Wir haben bereits auf der Basis eines Kreistagsbeschlusses im Jahr 2012 den ‚Runden Tisch Integration‘ begründet – das Landesprogramm zur Integration ermöglicht uns allerdings, auf dieser Vorarbeit weiter aufzubauen“, berichtet der Leiter des Servicezentrums Regionalentwicklung des Landkreises Kassel Peter Nissen. Die vom Land Hessen geförderte “WIR“-Koordination ist im Hofgeismarer Fachdienst angesiedelt. „Diese Einbindung in die allgemeine Entwicklung des ländlichen Raums ist von zentraler Bedeutung für ein gut vernetztes Integrationsmanagement“, so Nissen weiter. Als “WIR“-Koordinatorin konnte Anke Kordelle gewonnen werden, die bisher eine der Koordinatorinnen für die Schulsozialarbeit im Landkreis war. Kordelle: “Das Aufgabengebiet ist neu – im Landkreis kenne ich mich aber bereits aus“. Integration sei ein umfassendes Thema und betreffe alle Bürger und alle Gesellschaftsbereiche, so Kordelle weiter. Deshalb ziele das Landesprogramm “WIR“ auf Menschen mit und ohne Migrationshintergrund: “WIR sind eben alle“, fasst Kordelle zusammen. Eine Ausnahme gibt es jedoch – Flüchtlinge ohne geregelten Aufenthaltsstatus stehen nicht im Fokus von “WIR“. Kordelle: “Das macht auch Sinn, da hier andere integrative Maßnahmen im Vordergrund stehen und in der Regel nicht klar ist, ob die Flüchtlinge nach ihrer Anerkennung auch wirklich im Landkreis bleiben“. Das Landesprogramm “WIR“ ziele daher mehr auf nachhaltige Integrationsarbeit. Kordelle verhehlt allerdings nicht, dass es in ihrer Arbeit einen engen Austausch mit dem Fachdienst Asyl des Landkreises gibt. “Auch bei unterschiedlichen Aufgabenstellungen gibt es genügend Schnittstellen, wo beide Seiten in ihrer Arbeit voneinander profitieren können“, betont die Koordinatorin. “Wir haben uns vorgenommen, als Modellprojekt den Zuzug von Menschen mit Migrationshintergrund in leerstehenden Wohnraum in einer Kommune im Landkreis Kassel anzugehen“, informiert Servicezentrumsleiter Nissen. Hier mache sich der enge Kontakt zur Regionalentwicklung und zur DemografieAgentur des Landkreises bereits bezahlt. Ein weiteres Projektziel ist die stärkere Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund in das ‚klassische Vereinsleben auf dem Dorf‘, so Nissen weiter. Das ‚typisch deutsche‘ Vereinsleben sei sowohl für jüngere Menschen wie auch für Migrationshintergründler nicht so attraktiv. Kordelle: “Viele nutzen das Dienstleistungsangebot zum Beispiel von Sportvereinen – in den Vorstand will aber niemand“. An diesem Beispiel werde deutlich, dass Integration und “WIR“ alle Bevölkerungsgruppen im Landkreis umfasst. “Integration erfordert Veränderungsbereitschaft sowohl bei den Zugewanderten als auch aufseiten der Aufnahmegesellschaft“, zitiert Kordelle aus den Richtlinien des Hessischen Sozialministeriums zum Kommunalen Integrationsmanagement. Ein weiteres Handlungsfeld ist die ‚Migrantenselbstorganisation‘. Unter diesem bürokratischen Wortungetüm verbirgt sich eine bessere Vernetzung zu vorhandenen Beratungs- und Informationsangeboten. Kordelle: “Es gibt so viele Angebote, aber gerade bei Migranten wenig Informationen darüber“.