Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

„Haas-Häuser sollen wieder Schmuckstücke werden“

Erstes Interview nach Verkauf der historischen Immobilien

Gerettet! Zwei der vom Verfall bedrohten Haas-Häuser konnten dem Eigentümer abgekauft werden. Eins ging an die Stadt, das andere an ein Ehepaar. Das sagt in unserem Interview: „Die Haas-Häuser sollen wieder Schmuckstücke werden.“ Die Pläne, alle Hintergründe hier.

Haas-Häuser –Interview mit den Käufern

„Wir wollen die alte Pracht wieder haben“


Es ist ein Bekenntnis zu ihrer Stadt und deren Kultur. Das Ehepaar Anja (Foto) und Fritz Fehrensen kaufte in der Lange Straße 11 eines der sieben, vom Verfall bedrohten Haas-Häuser. Im Interview mit HMÜ aktuell sprechen sie über ihre Motive und verraten, was sie mit dem Fachwerkbau vorhaben.

Was war für Sie der ausschlaggebende Grund ein Haus zu kaufen, mit dessen Renovierung ja noch viel Arbeit auf Sie zukommen wird?
Fritz Fehrensen: Diese alten Fachwerkhäuser sind ein Stück Kulturgut. Die stehen teilweise schon seit über 400 Jahren hier im Ort, die können wir doch nicht einfach so verfallen lassen. Ich finde, wir haben eine Art Verpflichtung, diese Schätze zu pflegen und zu bewahren. Und ja, das wird eine Menge Arbeit nach sich ziehen, aber mit unserem Engagement füllen wir Geschichte mit neuem Leben. Dafür lohnt sich jeder Einsatz.

Welche Impulse erwarten Sie für Hann. Münden?
Anja Fehrensen: Wir hoffen, mit der Renovierung ein Zeichen zu setzen, damit auch mit den übrigen Haas-Häusern etwas geschieht und die nicht weiter vor sich hingammeln. Das ist eine schlechte Visitenkarte für die Stadt. Ich unterhalte mich häufig mit Touristen und die fragen oft: ‚Geht es der Stadt so schlecht? Da steht ja so viel leer.‘

Fritz Fehrensen: Unsere Stadt hat eine so lange, faszinierende Tradition. Diese alte Pracht wollen wir wieder herstellen und neu beleben.

Wie geht es mit dem Haus jetzt weiter?
Anja Fehrensen: Nach dem langen Leerstand sind wohl jetzt erstmal Sicherungsmaßnahmen nötig, Für den Laden könnten wir uns einen künstlerischen Pop-up Store vorstellen, also etwas kurzfristiges. Nach der Renovierung wird in dem Haus wieder Wohnraum entstehen.

Das sagt die Stadt zum Verkauf

Das zweite verkaufte Haus, der „Silberfuchs“ in der Lange Straße 24, gehört seit Vertragsunterzeichnung der Stadt Hann. Münden.

Bürgermeister Harald Wegener:

Wir versuchen, durch intensive Gespräche mit den Eigentümern zielführend Ideen zu entwickeln. Wichtig ist es, die leerstehenden Häuser sicherzustellen, wetterfest zu machen, Investoren zu suchen, die geschichtsträchtigen Häuser in Wert zu setzen und für die nächsten Generationen zu bewahren.

Was passiert mit dem Silberfuchs?
Wegener: Da die Stadt nur als Zwischenerwerber fungieren wird und noch keine Nutzungsgespräche mit Investoren geführt wurden, sind vielfältige Nutzungen und Konzepte möglich.

In welchem baulichen Zustand ist das Gebäude?
Stadtsprecherin Julia Bytom: Das Gebäude ist in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Eine statische Bewertung des Hauses wurde von der Stadt beauftragt und ist zur Zeit in Bearbeitung.

Der lange Kampf gegen den Verfall

Haas verkauft an Stadt und privaten Investor

2015 haben beim „Trauermarsch“ 200 Menschen gegen Karl-Herbert Haas demonstriert. Ihm gehören sieben Fachwerkhäuser in Hann. Münden, die dem Verfall ausgesetzt sind.
Foto: Foto Burkhardt

Hann. Münden ist für seine pitoresken Fachwerkhäuser in der Innenstadt bekannt. Doch auch kaum ein Thema erhitzt die Gemüter in Hann. Münden so sehr wie sieben dieser Häuser. Sie waren im Besitz der Immobiliengesellschaft Kokon GmbH in Bad Orb, die von Karl-Herbert Haas betrieben wird.

Jahrelange Diskussion
Die Verhandlungen um die Haas-Häuser gipfelten im Juli 2015 in einem Protest der Bürgerinitiative Denkmalaktivisten. 200 Leute nahmen daran teil und setzten sich für die sieben vom Verfall bedrohten Immobilien ein. Vergeblich. Vielmehr zogen sie mit dem Protest den Groll des Eigentümers auf sich, der mit einer Anzeigen wegen Verleumdung und Sachbeschädigung reagierte. Noch vor vier Jahren lehnte er ein Kaufangebot von Mündener Bürgern ab. Anfang Februar dann eine unerwartete Wendung im Fall Haas-Häuser: Sohn Eppo Haas verkauft zwei der sieben Häuser an die Stadt und an einen privaten Investor.

Engagement wird belohnt
Der „Silberfuchs“ in der Lange Straße gehört seit der Vertragsunterzeichnung der Stadt Hann. Münden. Das Fachwerkhaus in der Lange Straße 11 zählt ab sofort zum Besitz von der Geschäftsleute Fritz und Anja Fehrensen. „Der Verkauf ist ein Erfolg für uns“, sagt Bürgermeister Harald Wegener. „Wir sind seit Jahren im Gespräch mit Familie Haas. Unser Denkmalpfleger Burkhard Klapp und Sabine Momm von der Bauaufsicht haben sich immer wieder dafür engagiert, dass die Häuser den Eigentümer wechseln. Endlich wird ihr Engagement belohnt.“