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Drama um Kurzzeitpflege

Plätze sind rar, Pflegekräfte fehlen

In Deutschland leben 3,41 Millionen Pflegebedürftige – Tendenz steigend. Die Zahlen sind das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2017. Sie zeigt unter anderem einen Anstieg von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Auch der Fachbereich Soziales des Landkreis Göttingen blickt besorgt auf diese Studie – und sucht nach Lösungen. Denn die Pflegesituation im Landkreis ist prekär.

Lange Wartelisten
Besonders deutlich wird das an den Plätzen für Kurzzeitpflege. Vorhanden sind die kaum, eher gar nicht.
Der Grund dafür, ist zum einen der Fachkräftemangel im Pflegebereich und auch die Kapazität an freien Plätzen. Die Pflegeheime in der Region sind ausgelastet und haben lange Wartelisten. Auch Matthias Blech, Leiter des Pflegeheims Herzogin-Elisabeth-Stift in Hann. Münden kann das nur bestätigen. „Wir haben theoretisch 14 Kurzzeitpflegeplätze. Die sind aber realistisch nicht da“, sagt er. Denn die meisten Patienten, die zur Kurzzeitpflege in den Stift kommen, sind so schwer pflegebedürftig, dass sie zu Vollzeitpflege-Patienten werden. „Wir können Kurzzeitpflege-Plätze daher nur anbieten, wenn ein anderer Bewohner stirbt“, sagt Blech. Und selbst dann ist das Zimmer nicht sofort verfügbar, denn Regularien sehen vor, dass es bis zu 14 Tagen leer steht. „Um Kurzzeitpflege-Plätze anbieten zu können, müssten wir diese Plätze vorhalten“, sagt Matthias Blech. „Und das können wir nur leisten, wenn die Politik Kurzzeitpflege direkt subventioniert. Denn jedes leere Zimmer kostet die Einrichtung viel
Geld.“

Politik wirbt um
Fachkräfte
und Investoren
Kurzzeitpflege richtet sich an Menschen, die schwer erkrankt sind, einen Krankenhausaufenthalt hinter sich haben und im Anschluss gepflegt werden müssen, bis sie ihren Alltag wieder eigenständig und mit Hilfe ihrer pflegenden Angehörigen leben können. Im Nachbar-Landkreis Northeim existieren beispielsweise Einrichtungen, die auf Kurzzeitpflege spezialisiert sind. Auch der Landkreis Göttingen plant das als Lösung für den Platzmangel und sucht dafür Träger. „Wir werben ab sofort aktiv um Fachpersonal und auch um Träger, die eine eigenständige Einrichtung nur für Kurzzeitpflege finanzieren“, sagt Tanja Heiligenstadt, Leiterin des Fachdienstes „Hilfe im Alter“ im Landkreis Göttingen. Auch biete der Fachdienst Angehörigen, die eine Platz für Kurzzeitpflege suchen, Hilfe an. „Die Zahlen im Pflegebereich sind seit 1,5 Jahren beunruhigend. Was in erster Linie am Fachkräftemangel liegt“, sagt sie. Der müsse schnellstmöglich behoben werden, um das Pflegesystem im Landkreis zu entlasten.