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Dr. Wolfs Wunderkammer eröffnet zum DenkmalKunst-Festival

Auf ein Treffen mit Kuriositäten

Florian Schäfer hat ein außergewöhnliches Hobby: Er lässt Sagengestalten real werden, indem er basierend auf Erzählungen über Trolle, Kobolde und Feen Figuren baut. Fotos: Mundus

Zu den Hauptbeschäftigungen von Adligen, Kaufleuten, Seemännern und Apothekern zählte einst das Reisen. Dabei fielen ihnen zahlreiche Gegenstände in die Hände, die sie als Mitbringsel in die Heimat brachten. Ihre Sammlungen stellten sie häufig in sogenannten Wunderkammern aus und machten sie so für den Rest der Bevölkerung zugänglich. An eben dieses Konzept wollen die Künstler und Wissenschaftler Daniel und seine Frau
Sarah Wolf (beide 34) zusammen mit ihrem Kollege Florian Schäfer (28) anknüpfen.

In der Kiesau 8 dürfen sich die Besucher des DenkmalKunst-
Festivals wundern: Sie kriegen dort den ersten Einblick in
Dr. Wolfs Wunderkammer.

Erster Einblick ab 28. September

In Hann. Mündens Altstadt planen sie derzeit ein interaktives Museum, das den Wunderkammer-Charakter haben soll. Die ersten Ideen dafür, hatten sie bereits vor zwei Jahren. Doch richtig konkret sind die erst in den vergangenen zehn Monaten geworden und real werden sie in der DenkmalKunst-Festival-Woche. In zwei Räumen des Hauses Kiesau 8 in Hann. Münden geben sie den Festival-Besuchern einen ersten Einblick in ihre Wunderkammer. „Die Räume sind baufällig“, erklärt Illustratorin Sarah Wolf. „Viel Schutt, heruntergerissene Tapeten, knarrende Böden – das kommt unserer Inszenierung zugute.“ Die Besucher werden durch den ersten Raum in den zweiten gelangen. Dort wird sich die Wunderkammer in Miniformat befinden.

Kobolde werden real

Im ersten Raum schauen die Besuchern den drei Künstlern über die Schulter. Interessant wird das insbesondere bei Figurenkünstler Florian Schäfer. Hauptberuflich ist er für die Planung von Zooanlagen zuständig, in seiner Freizeit geht er dem vermeintlich Phantastischen auf den Grund, liest sich Wissen über Fantasiewesen wie Kobolde, Hausgeister und Gnome an und lässt sie in seinen Figuren greifbar werden. „Ich suche nach genauen Beschreibungen, wie sich die Menschen Kobolde und Hausgeister vorgestellt haben. Sie bilden das grundlegende Bild für meine Figuren“, erklärt er. Seine Werke sind inzwischen international gefragt und werden sowohl von Privatpersonen als auch Museen und Regisseuren angefragt.
In der Wunderkammer zeigt er, wie vielfältig die Welt der Kobolde, Feen und Hausgeister ist. „Durch Harry Potter und Herr der Ringe sind die ausländischen Sagengestalten wie Feen und Elfen wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Aber auch Deutschland hat viele dieser spannenden Wesen. Das wird unter anderem in den Märchen der Brüder Grimm deutlich“, erklärt Schäfer. „Wir meinen immer, dass diese Wesen nur Fantasie sind. Sie sind real, indem sie zu Instrumenten der Politik und Gesellschaft gemacht wurden.“

Realität oder Aberglaube?

Es ist eben diese Verbindung zwischen Realität, Alltag und Fakt mit Fantasie, Aberglaube und Interpretation, die die drei Wunderkammer-Kreateure zum Erlebnis machen wollen. „Text wird es in der Wunderkammer nur spärlich geben – und wenn, dann über moderne Medien wie Tablets“, sagt Kunstwissenschaftler Daniel Wolf.

„Die Exponate werden wir vielmehr mit Erzählungen, Fragen und Gesprächen erklären.“ Daniel Wolf ist sozusagen Doktor der Wunderkammern und der eigentliche Ideengeber für das künftige kuriose Museum. In seiner Dissertation betrachtet Wolf das Phänomen Wunderkammer, den Vorläufern der heutigen Museen, wissenschaftlich. „Dadurch bin ich auch auf die Idee für ein Museum gekommen“, sagt er. Und dann nahm die Geschichte von Dr. Wolfs Wunderkammer ihren Lauf: Daniel und Sarah Wolf haben angefangen Dinge zu sammeln, die auf den ersten Blick die Neugier kitzeln und zu Fragen anregen: „Was ist das?“, „Wie funktioniert es?“, „Wie kommt es hierher?“, „Was hat es erlebt?“ Mehrere tausend Exponate sind es inzwischen, die zusammen und auch unabhängig in Szene gesetzt, den Betrachter in Verwunderung versetzen. Die Wunderkammer in Hann. Münden wird also sowas wie die Praxis zur Theorie.

Weitere Unterstützer gesucht

Dass sie mit ihrer Sammelleidenschaft für Kuriositäten und das Wissen darüber nicht allein sind, haben sie über ihre Bekanntschaft mit Florian Schäfer erfahren. Er arbeitet eng mit dem Verein Zeitsprung zusammen und hat Wolfs in diesen Kreis geholt. „Dort erfahren wir viel Unterstützung, mit der unsere Idee Wirklichkeit werden kann“, sagt Daniel Wolf, der hauptberuflich für die Museumslandschaft Hessen-Kassel arbeitet. „Durch die Zusammenarbeit mit dem DKKD-Festival-Team hier in Hann. Münden haben wir zusätzlichen Support gefunden. Unter anderem sind uns bereits zwei Fachwerkhäuser angeboten worden, die für unsere Wunderkammer in Frage kommen.“ In welchem das kuriose Museum einziehen wird, sei noch nicht klar, werde sich aber in den nächsten Wochen entscheiden. „Wir freuen uns weiterhin über jeden Sponsoren und Unterstützer, denn unser Projekt soll langfristig zur Attraktivität der Stadt beitragen“, sagt Daniel Wolf.
Mehr Infos gibt’s auf: www.dr-wolfs-wunderkammer.de und im Obergeschoss des Hauses Kiesau 8 in Hann. Münden von 28. September bis 6. Oktober.