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Diese Strompolitik hat fatale Auswirkungen

Widerstand gegen geplante Erdkabelstromtrasse wächst

Protest gegen Suedlink formiert sich bundesweit. Im thüringischen Lauchröden (Foto) kamen Ende April rund 2.000 Menschen zu Anti-Suedlink-Demos. (Foto: Christina Ebert)

In der gesamten Bundesrepublik formiert sich immer mehr Protest gegen das Projekt Suedlink und die damit geplante 700 Kilometer lange Erdkabelstromtrasse von der Nordsee bis nach Bayern. Stefan Heucke­roth-Hartmann, Vorsitzender der Bürgerinitiative Werra-Meißner gegen Suedlink, bezieht im Interview Stellung zu Aussichten, Gefahren und Forderungen rund um das Streitthema Suedlink.

Kürzlich haben in Lauchröden rund 2.000 Menschen aus Bayern, Hessen, Niedersachsen und Thüringen gegen Suedlink protestiert. Welche Möglichkeiten zur Verhinderung der Projektumsetzung haben die Bürgerinitiativen aus vier Bundesländern durch ihren gemeinsamen Auftritt?
Heuckeroth-Hartmann: Durch Aktionen wie in Lauchröden wollen wird den Politikern und Menschen unserer Region die fatalen Auswirkungen dieser falschen Strompolitik vor Augen führen. Unser ständig wachsender Protest soll zu Veränderungen der Strompolitik führen. Erst kürzlich hat sich in Südniedersachen die nächste BI gegründet, sodass der Widerstand entlang der 700 Kilo­meter langen Linie weiterwächst und wir hoffen durch unsere Petition doch noch Gehör in Berlin zu finden.

Welche Auswirkungen befürchten Sie auf Mensch, Landschaft, Flora und Fauna?
Die Trasse mit ihren zwölf Werra-Querungen wird durch unser von Tourismus geprägtes Werraland eine massive Schneise schlagen und den Tourismus unserer Region weiter beeinträchtigen. Unsere Land- und Forstwirtschaft muss mehrere hundert Hektar Böden opfern, die dann über Jahrzehnte, wenn nicht für immer, aus einem ökologischen Monokulturstreifen bestehen, wozu es derzeit noch keine fundierten Erkenntnisse zu Auswirkungen der Erwärmung und Strahlung auf die Umwelt gibt.
Gibt es aus Ihrer Sicht eine ernsthafte Alternative?
Leider hat man es in Berlin seit Jahren versäumt, die möglichen Alternativen zur dezentralen Stromgewinnung weiter zu entwickeln und zu fördern. Andere Industrienationen haben uns bei den Alternativen zur sauberen, dezentralen Stromproduktionen schon abgehängt. Wasserstoff- und Brennstofftechnologien, Biogasanlagen und die u. a. Gasproduktion aus Solarstrom wurde in Deutschland nicht wirklich ausgebaut. Dezentrale bzw. bürgernahe kommunale Projekte sind von der Stromindustrie und Politik nicht gewünscht.

Klimaschutz ist ein essenzielles Thema in der Bevölkerung. Welchen Beitrag kann jede(r) Einzelne hier leisten?
Letztendlich wird auch die Solarenergie in Deutschland unseren künftigen Strombedarf nicht decken. Wir werden nach jetzigem Stand immer auf Strom aus Atom- und Kohlekraftwerken angewiesen sein. Das Problem sind die energiehungrigen Industrie- und Siedlungsgebiete und die Glaspaläste, die mehr Strom zur Kühlung als zur Beheizung brauchen. Man sollte auch darüber nachdenken, die stromintensiven Industrien dort anzusiedeln, wo auch der Strom produziert wird. Wir müssen alle versuchen, unseren Stromverbrauch zu senken oder durch kleine Anlagen einen Beitrag zur Produktion zu leisten, sofern das Baurecht, der Naturschutz, die Industrie und dies Politik dies zulassen.

Bis zum 7. Juni haben die betroffenen Bürger, Kommunen und Institutionen noch die Möglichkeit, Raumwiderstände bei der Bundesnetzagentur anzuzeigen. Entsprechende Unterstützung bekommt man bei den Vertretern der Bürgerinitiativen in unserer Region.

Sven Schreivogel