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Der japanische Trend erobert Hann. Münden

Fotos: A. Halpape

Shinrin-yoku ist japanisch und bedeutet baden im Wald. Badewanne, Bademantel, und Badelatschen braucht der Waldbad-Genießer dabei nicht, wohl aber seine Sinne.
Immer mehr Menschen wollen ihren Alltag entschleunigen. Weg vom Stress, vom alles gleichzeitig schaffen müssen und hin zur Balance. Nicht umsonst boomen Angebote wie Wandern, Yoga im Freien und jetzt eben auch Forest Bathing, zu Deutsch: Waldbaden. Plump ausgedrückt handelt es sich dabei um einen bewussten Waldspaziergang, bei dem die Spaziergänger die heilenden Kräfte des Waldes einatmen und auch die Achtsamkeit für sich selbst und ihre Umwelt schulen. Für das Bad im Wald müssen die Hann. Mündener nicht nach Japan reisen, denn die Gegend hat zahlreiche „Badewannen“ zu bieten. Ab 2019 wird Forest Bathing auch im Naturpark Münden angeboten.

Verschiedene Studien haben bewiesen, dass Menschen, die bewusst durch den Wald gehen, ausgeglichener sind und ihr Immunsystem stärken. Im Wald atmen sie Phytonzide ein – Pflanzenstoffe, die in der Waldluft enthalten sind. Die senken den Blutdruck, die Kortisol- und Adrenalinwerte und steigern die Anzahl der Killerzellen. Schon eine Stunde im Wald hat einen positiven Einfluss auf Nerven- und Immunsystem. Laut einer Studie des japanischen Forschers Qing Li haben Menschen, die einen Tag im Wald verbringen, eine Woche lang mehr natürliche Killerzellen im Blut und sind dadurch gegen Krankheiten gestärkt. Um eine gesundheitsfördernde Wirkung des Waldbadens zu erreichen und zu entschleunigen, seien laut deutschen Forschern mehrere Tage im Wald nötig. Unterstützt werden kann die therapeutische Wirkung durch Yoga oder Atemübungen.

Unter Shinrin-yoku verstehen die Japaner aber nicht einfach einen Spaziergang durch den Wald. Vielmehr ist es das bewusste Eintauchen in die Welt der Natur, wo der Boden federt, Äste knacken, irgendwo ein Vogel zwitschert, gefolgt von Stille. Tief einatmen, sehen, fühlen, hören. Einen Moment stehen bleiben und genießen, fernab von Lärm, Hektik und Stress. Die Japaner schwören seit 1982 auf Shinrin-yoku, fördern das sogar staatlich und studieren die Medizin des Waldes im Studiengang „Forest Medicine“.

Hann. Münden schätzt das Waldbad

Der Gesundheitsgang durch den Wald ist inzwischen in der Region auf dem Vormarsch. In Hann. Münden befindet sich die Wellnessnatur direkt vor der Haustür – oder einen Spaziergang entfernt. Ob Märchenlandweg (M), Weserberglandweg (X3, XW), Frau-Holle- oder Goldmarie-Pfad, Werra-Burgen-Stieg (X5) oder Pilgerweg Loccum – für ein bewussten Spaziergang und damit das Bad in der Natur bietet Hann. Münden zahlreiche Möglichkeiten. Wanderkarten finden Interessierte auf: hann.muenden-tourismus.de

Auch das Team des Naturpark Münden schwört ebenso wie die Japaner auf die heilenden und märchenhaften Kräfte des Waldes. „Ab 2019 werden wir Forest Bathing als Workshop anbieten“, sagt Sibylle Susat, Naturpark-Geschäftsführerin. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens wolle sie das Programm erweitern und setze deshalb auch auf den Wellness-Trend aus Japan.
Wem das noch zu lange dauert, kann auch schon jetzt zahlreiche Workshops belegen, die im Wald stattfinden. Mit Waldpädagogin Panja Pötter oder Försterin Malena Fernandez gehen Workshop-Teilnehmer auf Erkundungstour durch den Wald. Mit allen Sinnen lernen sie dann Pflanzen und Bewohner des Waldes kennen und wie die ihren Lebensraum zu jeder Jahreszeit nutzen. Ganz nebenbei tanken die Workshopteilnehmer die positiven Pflanzenstoffe des Waldes über die Luft. Gestärkt mit Wissen und Killerzellen verlassen sie den Wald wieder. Mehr zum Thema Waldpädagogik erfahren Interessierte beim Naturpark Münden unter Tel. 05541-90 96 755. (ggu)