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Bürokratie verzögert Lösungen

Kitaplätze fehlen: Kritik an Stadtverwaltung ist groß

In wenigen Tagen beginnt das Kindergartenjahr 2019/2020. Jedoch nicht für alle Kinder aus Hann. Münden, die einen rechtlichen Anspruch darauf hätten. Schon im April stand fest, dass im neuen Kitajahr statistisch betrachtet 109 Kinder keinen Betreuungsplatz bekommen. Eine schnelle Lösung ist bis jetzt nicht in Sicht. Und genau diesen Umstand kritisiert der SPD-Ortsverein Hann. Münden. „Die Eltern stehen vor vollendeten Tatsachen“, sagt Gudrun Surup, Stadträtin und Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, auf Anfrage der HMÜ aktuell. „Zeit war genug und noch immer gibt es für über 100 Familien keine Lösung.“ Der Appell des Ortsvereins an Bürgermeister Harald Wegener: Handeln. „Wir verurteilen aufs Schärfste die Untätigkeit des Bürgermeisters und fordern dringend Abhilfe“, schreibt der SPD-Ortsverein in seiner jüngsten Pressemitteilung.

Notstand seit April bekannt
Schon im April sind dem Gesellschaftsausschuss die aktuellen Zahlen für das Kindergartenjahr 2019/2020 vorgestellt worden. Demnach stehen zur Verfügung: 584 Kindergartenplätze, 209 Krippen- und U3-Plätze sowie 92 Hortplätze. Der Bedarf in Hann. Münden ist damit nicht vollständig gedeckt. Immerhin warten über hundert Kinder vergeblich auf ihren Betreuungsplatz. Die Eltern müssen auf individuelle Lösungen zurückgreifen. „Das ist für die Familien kostenintensiv und zwingt sie zu neuen Absprachen mit der Arbeitsstelle“, erklärt Surup.
Verzicht
auf Spielkameraden
Laura K. kann das nur bestätigen. Sie ist eine der Leidtragenden. „Meinen Wiedereinstieg in den Beruf muss ich um ein Jahr verschieben“, sagt sie. Finanziell bleibe es für die Familie deshalb schwierig. Schlimmer als die finanzielle Situation ist für Laura K. aber das soziale Defizit für ihre dreijährige Tochter. „Meine Kleine will mit anderen Kindern spielen. Mama als Spielkameradin reicht ihr längst nicht mehr aus“, erklärt Laura K. Selbst aktiv werden und Spiel-Verabredungen mit gleichaltrigen Kindern vereinbaren ist nicht möglich, weil die meisten einen Platz in der Kita bekommen haben. Dazu kommt: Den Platz ihrer Tochter habe ein Kind aus dem Nachbarort erhalten, weil bereits ein Kind der Familie in diesem Kindergarten sei. „Das macht mich wirklich wütend. Wir wohnen in direkter Nähe zum Kindergarten. Bei der Wahl war das offenbar nicht relevant“, sagt sie.
Laura K. ist nicht die Einzige. Sie erzählt von einer Mutter, der bereits in diesem Jahr angekündigt wurde, dass sie im nächsten Sommer vergeblich auf einen Platz warten wird. „Frühstens im Mai 2020 entscheidet sich, wie viele Kinder in die Schule gehen werden und wie viele Kita-Plätze dann frei werden.“ Ihre Bekannte sei alleinerziehend und arbeite Vollzeit. „Sie kommt durch die Ungewissheit in richtige Bedrängnis“, sagt Laura K., die trotz allem Verständnis für die Argumente der Stadtverwaltung zeigt. „Unsere Kinder sind keine Pakete, für die ein neuer Lagerraum her muss. Verschiedene Qualitätsstandards müssen gegeben sein.“

DRK sichert Hilfe zu
Unsere Frage nach Lösungen beantwortet die Stadt in einer zwei Seiten langen Pressemitteilung, in der von möglichen Plätzen die Rede ist. Wann die zur Verfügung stehen – ungewiss. Der Grund: lange bürokratische Wege. „Schnelle Lösungen werden regelmäßig durch umfassend zu erfüllende Vorgaben wie Baurecht, Hygiene, Brand- und Unfallschutz usw. verzögert“, teilt die Stadt mit. Unter anderem habe das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Unterstützung zugesichert. In der Kita Gimte gebe es Platzkapazität. Ob die genutzt werden kann, hänge vom Landkreis Göttingen ab. Auch habe das DRK angeboten, auf dem Auefeld einen zusätzlichen Container aufzustellen und so weitere Kindergartenplätze in der Kita Weserzwerge zu schaffen. Die Hilfsorganisation sei ebenfalls einem Neubau in Gimte nicht abgewandt.

Lange Planungsphasen
Doch auch neue Räume brauchen Planungszeit, wie der Kita-Anbau in Hedemünden beweist. Die Baugenehmigung für den ersten Abschnitt sei laut Stadtverwaltung bereits erteilt, diejenige für den zweiten stehe noch aus.
Die Planungsphase für den Anbau an der Kita St. Aegidius könne im Herbst beginnen. Erste Gespräche zwischen Stadtverwaltung und Kirche hätten bereits stattgefunden. Fällt die Entscheidung pro Anbau, könnten die Gruppen in der Kita St. Aegidius auf Regelgröße erweitert und Krippenplätze angeboten werden.
Der Bauverein habe laut Stadtverwaltung zudem vorgeschlagen, in der Straße Am Wittenborn eine neue Kita zu bauen. Die Räume sollen Kapazitäten für vier Betreuungsgruppen schaffen. Die Stadtverwaltung kläre derzeit, ob und wie der Vorschlag umgesetzt werden könne.