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ADAC Recherchen zeigen großes Defizit bei Notrufsystemen

Chancen von eCall bleiben ungenutzt

Bei einem Unfall entscheiden Sekunden über Leben und Tod. Mit den automatischen eCalls könnten viele Leben gerettet werden – wenn diese direkt zur 112 verbinden. Foto: pixabay

Automatische Notrufsysteme können bei schweren Verkehrsunfällen ausschlaggebend dafür sein, dass Rettungskräfte frühzeitig vor Ort sind. Sie können eine deutlich schnellere medizinische Versorgung von Unfallopfern sicherstellen – und so im Zweifel Leben retten. Aus diesem Grund schreibt die EU seit 1. April 2018 vor, dass Fahrzeuge, deren Typgenehmigung erteilt wird, mit dem europäischen Notruf eCall ausgestattet sein müssen.

Schleichweg der
Auto-Hersteller
Eine Recherche des ADAC zeigt jetzt: dass bisher die wenigsten Fahrzeuge über den „echten“ eCall an die 112 verfügen. Viele Hersteller schreiben für neue Fahrzeugmodelle nur die Betriebsgenehmigung von Vorgängermodellen vor, so dass sie nicht zu einer Ausstattung mit dem europäischen Notruf verpflichtet sind.

Unnötiger Umweg
Zusätzlich schwierig wird es dadurch, dass die Hersteller allein – oder sogar parallel zum 112-eCall – eigene Notrufe anbieten dürfen. Diese landen dann in Callcentern der Hersteller und werden darüber an die 112 weitergeleitet. Denn nur die öffentlichen 112-Notrufstellen schicken tatsächlich den Rettungsdienst los. Die Untersuchungen des ADAC zeigen, dass die herstellerspezifischen Notrufe im Falle eines Unfalls zu erheblichen Verzögerungen sowie zu einer teilweise fehlerhaften Weitergabe wichtiger Informationen führen. Durch den Umweg über Hersteller-Rufzentralen geht wertvolle Zeit verloren, bis die Nachricht über einen Unfall bei der zuständigen 112-Rettungsleitstelle eintrifft. Und Agenten in Call-Centern machen teilweise Fehler bei wesentlichen Informationen wie den Standort eines Unfalls.

Unterschiede müssen bekannt sein
Beim „echten“ eCall wird dagegen europaweit direkt die 112 angewählt und ein einheitlicher knapper Datensatz mit wesentlichen Angaben zuverlässig an die Rettungsleitstelle übermittelt. Die Tester des ADAC raten: Autofahrer sollten sich besser über die Unterschiede zwischen „112 eCall“ und „Hersteller-Notruf“ informieren und ihren Autohersteller direkt danach fragen. Stehen im Fahrzeug „112-eCall“ und „Hersteller-Notruf“ parallel zur Verfügung, sollte der Fahrer das Recht haben, seinen bevorzugten Service-Provider zu wählen. Da viele Verbraucher hier unsicher sind, wäre es empfehlenswert den 112-eCall im Auto defaultmäßig voreinzustellen. Die flächendeckende Verfügbarkeit des europäischen Notrufs eCall kann nach Berechnungen der EU die medizinische Versorgung von Unfallopfern erheblich verbessern: So lässt sich den Angaben zufolge die Zahl der Verkehrstoten europaweit um jährlich 2.500 und die Schwere von Unfallfolgen um bis zu 15 Prozent verringern.